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Thema: Cavalleria Rusticana/Pagliacci in Wien/Vienna Mi Jun 22, 2011 8:25 pm
www.der-neue-merker.eu/mod,criticism/id_menuitem,15/id_criticism,4277 Wiener Staatsoper, 21.6.2011
Cavalleria Rusticana ...José Cura hat seine Fanbasis, dadurch war ihm ein großer Applaus sicher. Dieses Mal sang er für seine Verhältnisse sogar recht nahe an den vorgegebenen Tempi, auch seine Siciliana war besser als zuletzt. Als echtes Bühnentier gelang ihm naturgemäß die Schlusssequenz sehr gut, in der gemeinsamen Szene mit Santuzza konnte man ihm das Bemühen nicht absprechen, seine Mitsängerin zu führen. Wenn man verdrängt, wie gut Cura erst mit einer entsprechenden Technik klingen könnte, muss man mit ihm sehr zufrieden sein.
Pagliacci ...Der Canio ist eine der Paraderollen von José Cura und auch dieses Mal wurden seine Fans nicht enttäuscht. Das „no pagliacco non son“ ging in der Aufregung um die niedergebrochene Bühne etwas unter, war aber auch nicht in der Intensität vorgetragen, die man von ihm gewohnt ist. Auch der Applaus nach „vesti la giubba“ hielt sich eigentlich in Grenzen. ...
Cavalleria Rusticana José Cura has his fan base thereby he can be sure of great applause. This time for his standards he even sang nearly the predefined tempi; also his Siciliana was better than recently. As a real stage animal he succeeded very well in the final sequence. At the common scene with Santuzza one cannot deny his endeavor to conduct his colleague. If you suppress how good Cura would sound with an appropriate technique one has to be very pleased with him…
Pagliacci …Canio is one of the parade roles of José Cura and once again his fans were not disappointed. The „no pagliacco non son“ got a bit lost with the flurry of the collapsed stage but also was not performed with the intensity as one expects of him. Also the applause after “vesti la giubba” was limited…
SandraOtt
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Thema: Re: Cavalleria Rusticana/Pagliacci in Wien/Vienna Do Jun 30, 2011 8:48 pm
Wiener Staatsoper 29.Juni 2011 “CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI”
Peter SKOREPA
“An meiner Bühne wird nichts gesungen”, so lautete eine Forderung von Hans Gregor, dem Gründer der Komischen Oper in Berlin und letztem Hofoperndirektor in Wien. Zumindest der tenorale Hauptdarsteller der veristischen Opernzwillinge dieses Abends schien sich das zu Herzen zu nehmen, überbordete doch José Cura seine Gesangslinie überreich mit Ausdruckselementen an dynamischen, oft nahezu eruptiven Ausbrüchen oder mit verstörend wirkenden retardierenden Momenten. Das alles, gepaart mit seinem männlichen, virilen Timbre und des Sängers selbstsicherem Auftreten sicherte zunächst der “Cavalleria” beim Publikum des vollen Hauses lautstarken Erfolg…. José Cura war auch im zweiten Teil in seinem Element, als Gehörnter leidend, wirkungsvoll in seiner großen Arie, wild wütend auf dem Theater, stimmlich ohne Probleme, gesanglich allerdings wieder mehr dem veristischen Drama als einer exakten Notenlinie verpflichtet, "doch sag ich nicht, dass dies ein Fehler sei".
„At my stage nothing is sung“, that´s the claim of Hans Gregor, the founder of the Komische Oper in Berlin and the last director of the Hofoper in Vienna. At least the tenoral leading actor of the veristic opera twins of this evening seemed to take this to heart. José Cura exuberants his vocal line lavishly with dynamic, almost often eruptive outbursts of expressive elements. Or with retarding moments that seem disturbing. All that paired with his male virile timbre and the self-confident performance of the singer at first ensures “Cavalleria” vociferous success with the audience of the full house. … Also in the second part José Cura was in his element. As suffering cuckold, effective in his great aria, wildly furious at the theater, vocally without problems, however singing again more bound to the veristic drama than to the exact note value, “but I do not say that this is a mistake”.
SandraOtt
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Thema: Re: Cavalleria Rusticana/Pagliacci in Wien/Vienna Sa Jul 23, 2011 7:59 pm
www.der-neue-merker.eu/mod,criticism/id_menuitem,15/id_criticism,4277 Wiener Staatsoper, 21.6.2011 von Fritz Tront
Für seine „C.“ erhielt Mascagni den ersten Preis eines Wettbewerbs für einaktige Opern in Höhe von 8000 Lire und löste eine wahre „Mascagneritis“ aus. Seine letzte Oper widmete der Mussolini, ws zur Folge hatte, dass er einsam 1945 in Rom im Hotel Plaza starb. Mit seiner „C.“ war die erste Verismo-Oper entstanden. An genialer Lebenskraft hat diese Werk bis heute nichts verloren. Der Abend ist von den männlichen Stimmen dominiert. José Cura ist ein Turiddu der Sonderklasse. Sein Gesang ist von Belcanto weit entfernt und eben „veristisch“, d.h. wild, rau brutal, dann wieder sentimental, empfindsam, verletzbar, einer, der seinen Tod geradezu sucht. Das bringt er auch in der Darstellung bestens zum Ausdruck, wozu ihm seine gute Hühnenerscheinung hilfreich ist. Dass seine Stimme nach oben „aufgeht“, ist seine Sache nicht, wohl aber die des Ambrogio Maestri als Alfio. Ha! Ist das ein Vergnügen, wenn so ein faserschmeichelweicher italienischer Bariotn seine Phrasen „unten“ beginnt und dann „oben“ mit einem riesigen Goldbronzeton, der das Haus erzittern lässt, finalisiert! Leider ging es bei den Damen weinger opulent zu. Die Santuzza der Janina Baechle (STO-RD) kann wohl kaum geborene Sizilianerin sein. Mit dieser dramatischen Rolle ist die sympathische Sängerin genauso fehlbesetzt und überfordert, wie seinerzeit mit der Ortrud. Auch sind die jungen Italienerinnen meist recht erfreulich rank und schlank. Wie z. B. Zoryana Kushpler als Lola. Wie dieses fesche kleine Luder fromm in die Kirche tänzelt, ist wirklich sehenswert. – Die unglückliche Mutter Lucia der Aura Twarowska vermag selbst in dieser kleinen Rolle zu ergreifen. – Graeme Jenkins am Pult lässt das fabelhafte Orchester so erklingen, als säßen dort lauter schwarzhaarige, feueräugige Italiener. Der Gedanke, man könnte eines Tages Bühne und Regie von Jean-Pierre Ponnelle durch einen Zeitgenossen ersetzen, ließe zum Messer greifen, wie Alfio es tut. Das war die 94. Aufführung dieser Inszenierung. Museen sind doch etwas Schönes. Und so sollte man einst in grauen zeiten noch ruhig eine Null anhängen dürfen.
Mit 35 Jahren begann der Weltruhm des Leoncavallo nach der Premiere der „Pagliacci“ und ist ungebrochen bis heute. Und tatsächlich ist niemals – die „Salome“ vielleicht ausgenommen – eine einaktige Oper so begeister aufgenommen worden wie dieser Bühnenkrimi. Auch an diesem Abend herrschte Hochstimmung. Wieder waren es die männlichen Stimmen, die für Beifallsorkane sorgten. So ist der robuste José Cura, wiederbelebt nach seinem Messertod durch Alfio, geradezu eine Idealbesetzung für den alternden, eifersuchtsgeplagten Canio. Sein „ridi pagliaccio!“ lässt wirklich das Blut in den Adern gefrieren. Und im Schaustück des Abends wird die Komödie tatsächlich (beinahe) zur Tragödie, wie es dramatischer keinem Regisseur einfallen könnte: Canio hört mit dem „Spiel“ auf und rast gegen seine Frau in wilder Eifersucht – und in diesem Moment bricht das Bühnenportal zusammen und stürzt auf das (mit Recht) schreckerstarrte Zuschauerpublikum der Bühne. Und jetzt ein Wunder an Disziplin: Der Chor verlässt unverwundet die Bühne, die Komödianten singen und spielen weiter, als wäre nichts geschehen. Vorher haben sie eindrucksvolle Talentproben abgeliefert. Die Nedda der Alexandrina Pendatchanska (STO-Debut) hat zwar ein sehr deutliches Vibrato im unteren und mittleren Bereich, aber kräftige Höhen und überzeugendes Spiel. Wie die Vögel des Himmels möchte sie aus der ungeliebten Ehe in die Freiheit entfliegen. Der Tonio des Ambrogio Maestri zeigt schon im Prolog, wo seine Stärken liegen: fülliger Stimmglanz und herrliche Höhen. Der Arlecchino des Gergely Németi singt sein Ständchen auffallend hübsch. Marco Caria (STO-RD) macht mit schönem Timbre und leidenschaftlichem Ausdruck verständlich, dass Nedda ihm nicht widerstehen kann. Jens Musger und Wolfgang Igor Derntl geleiteten Canio ins Gasthaus und sind so an dem ganzen Jammer mitschuldig. Das leading team der „Cavalleria“ führte auch den 2. Teil des Abends zu rauschendem Erfolg, der bei unterbleibender „Neugestaltung“ auch bleiben wird.
in english: The evening is dominated by the male voices. José Cura is a special class Turiddu. His singing is far away from belcanto and simply “veristic”, that is wild, brutal, then again sentimental, vulnerable, somebody searching almost his death. He embodies that very well in his depiction whereas his good gigantic appearance helps him.
Thus the robust José Cura, reanimated after his death by stabbing by Alfio, is almost an ideal choice for the aging, afflicted by jealousy Canio. His “ridi pagliacco!” really makes your blood run cold.
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Thema: Re: Cavalleria Rusticana/Pagliacci in Wien/Vienna